Flyeraktionen gegen Nazi-Läden

Laut einem Artikel auf Indymedia haben Antifaschist_innen in Solidarität mit unserer Kampagne vier rechte Geschäfte aus der Deckung geholt. Wir dokumentieren hier den Text zu dieser schönen Aktion. Die Flyer sind auf Indymedia zu finden.

“In Schleswig-Holstein wurden vier rechte Geschäfte mittels Flyern in ihrer Nachbarschaft thematisiert. Schwerpunkt war Neonazi-Infrastruktur, der bis jetzt wenig oder gar keine öffentliche Aufmerksamkeit galt.

Getroffen hat es den “Norddeutschen Billardservice” des Neonazis Lars Bergeest in Cismar, den Personal Trainer und Neonazi Tim Bartling in Neumünster, den “Support Wear”-Versand von Matthias Kussin in Kiel und den “Sturm18”-Versand von Marco und Yvonne Eckert in Grube.

Die Aktionen sind ein solidarischer Beitrag zur Kampagne An die Substanz.

Weitere Informationen über die rechten Geschäfte sind den angehängten Flyern zu entnehmen.

Nazis in die Pleite treiben!

An die Substanz! – Ein Update

Seit nunmehr zwei Jahren läuft in Schleswig-Holstein die antifaschistische Kampagne “An die Substanz!”, die es sich zum Ziel gesetzt hat, neonazistische Geschäftswelten ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Alle Antifaschist_Innen waren dazu aufgerufen, sich mit eigenen Aktionen und Inhalten in die Kampagne einzubringen und sie zu erweitern.

Ihren Anfang nahm die Kampagne im Sommer 2013, nachdem neofaschistische Wahllisten bei den Kommunalwahlen trotz offensichtlich stark geschwächter Strukturen überraschend erfolgreich waren. Der Schluss lag nahe, sich nicht nur auf ohnehin desolate Parteistrukturen zu konzentrieren, sondern Neonazistrukturen in den Fokus zu nehmen, die das Licht der Öffentlichkeit sonst eher scheuen. Denn davon gibt es auch in Schleswig-Holstein reichlich, zum Teil seit Jahrzehnten aktiv und von bundesweiter Bedeutung. Zunächst wurde eine handvoll konkreter Geschäftsstrukturen thematisiert, die vom Naziladen „PLS“ in Kiel-Gaarden, über den Eselpark in Nessendorf, dessen ehemaliger Betreiber aktives NPD-Mitglied war, bis zum Verlagshaus des völkischen Neonazis Dietmar Munier „Lesen & Schenken“ in Martensrade reichten, um nur ein paar zu nennen. Besonders hervorgetan hat sich das „Heilcentrum Pless“ in der Kieler City, das vom Neonazi Henning Pless geführt wird. Neben Munier ist Pless eine Führungsfigur der völkischen Neonaziszene. Pless sicherte sich im Laufe der Kampagne viel antifaschistische Aufmerksamkeit, indem er versuchte, die Proteste gegen sich zu kriminalisieren.

Bei einer ersten Fahrradtour wurden Geschäftsräume von Neonazis in Kiel besucht. Im Anschluss daran steuerte eine antifaschistischen Bustour im Oktober 2013 verschiedene Stationen der zuvor veröffentlichten Neonazistrukturen an. Neben Martensrade, Nessendorf und dem „Heilcentrum Pless“ war auch geplant, dem „Club 88“ und der Kneipe „Titanic“ in Neumünster, bis dato beides Treffpunkte für Neonazis, einen Besuch abzustatten. Bei beiden Anlässen sollten vor allen Objekten Kundgebungen abgehalten werden, um auf die braunen Hintergründe aufmerksam zu machen. Hier zeigte sich zum wiederholten Mal die repressive Strategie der Polizei im Bezug auf die Kampagne. Nicht nur wurde für die Bustour ein faktisches Demonstrationsverbot in Neumünster verhängt, sondern auch im Nachhinein versuchten die Behörden die Proteste zu kriminalisieren. Es folgten weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen. Auch brachten sich verschiedene Antifaschist_Innen in die Kampagne ein, indem neben inhaltlichen Beiträgen auch Flyer verteilt, Neonazis geoutet oder Neonazistrukturen direkt angegangen wurden. Mit diesem Text möchten wir einerseits einen aktuellen Blick auf die Neonazistrukuren werfen, die im Fokus der Kampagne stehen, andererseits soll der Artikel die Kampagne auch unabhängig von den direkten Konsequenzen für die Neonazistrukturen reflektieren.

Wie geht es den Neonazis?

Es ist meist schwierig, die Wirkung antifaschistischen Engagements auf die Neonaziszene auf eine einzelne Aktion oder Kampagne zu reduzieren. Vielmehr muss das breite Spektrum von Antifa-Arbeit in den Blick genommen werden, in deren Kontinuität auch die Kampagne steht. In den letzten Jahren wurde in Schleswig-Holstein sehr erfolgreich Politik gegen NPD-nahe Strukturen betrieben, die sich vielfach kaum von freien Kameradschaften unterscheiden ließen. Nicht zuletzt diesem Engagement ist es zu verdanken, dass sich die NPD in Schleswig-Holstein in einem desolaten Zustand befindet und auch ähnlich geartete Ersatzstrukturen bislang in der Region keinen Fuß fassen konnten. Darüber hinaus konnte die Kampagne „An die Substanz!“ zum Teil an bereits bestehenden Protest gegen rechte Geschäftswelten anknüpfen und diese ergänzen. So eröffnete in Glinde im Kreis Stormarn 2011 ein „Thor Steinar“-Laden, der sich von Beginn an mit massiven Protesten eines breiten Bündnisses konfrontiert sah. Der seit den 90er Jahren etablierte Neonazi-Treffpunkt „Club 88“ war bis zu seiner Schließung 2014 das Ziel kontinuierlicher Antifa-Arbeit. Auch der erwähnte Laden „PLS-Werkzeuge“ im Kieler Stadtteil Gaarden war seit seiner Eröffnung Ende 2012 immer wieder teils massiven Protesten ausgesetzt. Gegründet wurde „PLS“ von Alexander Hardt, der der Mischszene zwischen militanten Neonazis und Rockern zuzurechnen ist. Mittlerweile ist es um den Laden ruhiger geworden, was vor allem einem Kellerbrand im Gebäude und auch der Inhaftierung Hardts geschuldet ist.

Ein wichtiger Fokus der Kampagne ist vor allem der Heilpraktiker Henning Pless und sein „Heilcentrum Pless“ in der Kieler Innenstadt. Hinter der unauffälligen Fassade verbirgt sich eine Führungsfigur der völkischen Neonazi-Szene. Pless war in den 90er Jahren 1. Bundesvorsitzender der “Heimattreuen Jugend” (DHJ), der Vorläuferorganisation der „Heimattreuen
Deutschen Jugend“ (HDJ). Zudem organisiert Pless regelmäßig Treffen führender Neonazis und Rassist_Innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum und betreibt in geschichtsrevisionistischer Manier Initiativen zur “Wiederansiedlung” von vermeintlichen “Deutschen” in Russland. Von Anfang an war es Pless, der der Repression gegen aktive Antifaschist_Innen Vorschub leistete, indem er der Polizei mit fadenscheinigen Anzeigen in die Hände spielte. Letztlich zeigen diese fast hysterischen Reaktionen (Pless beauftragte unter anderem einen Fotografen damit, Teilnehmer_Innen einer Kundgebung vor seinen Geschäftsräumen zu belästigen) aber nur, dass die Angriffe gegen Pless und seine bürgerliche Fassade dort ansetzen, wo es weh tut. So hat er sich mittlerweile aus verschiedenen Unternehmensbeteiligungen zurückgezogen und tritt nicht mehr öffentlich als Veranstalter völkischer Veranstaltungen auf.

Thematisiert wurde auch der Eselpark in Nessendorf, dessen jahrelanger Inhaber Eckart August aktives Mitglied der NPD war. Nach einer ersten Konfrontation im Rahmen der oben erwähnten Bustour, stellte sich sein Sohn Friedrich August als neuer Geschäftsführer vor. Zwar hat dieser nach eigenen Angaben keine Verbindungen zur rechten Szene, von den Machenschaften seines Vaters, der noch immer als stiller Teilhaber vom Eselpark fungierte, wollte er sich dennoch nicht distanzieren. Noch dazu besaß er die Unverfrorenheit, sich aufgrund der Veröffentlichungen im Rahmen der Kampagne mit verfolgten Jüdinnen und Juden im „Dritten Reich“ zu vergleichen. Mittlerweile ist der Altnazi Eckart August zwar aus dem Impressum des Internet-Auftritts gestrichen, eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit sieht allerdings anders aus.

Bei einigen Strukturen blieben spektakuläre Änderungen aus. Wie erwartet, sind vor allem solche Strukturen schwer zu treffen, die nicht oder nur wenig auf ein bürgerliches Image angewiesen sind und ihre Geschäfte maßgeblich in rechten Parallelwelten abwickeln. Heilpraktiker und Streichelzoo sind notgedrungen auf eine Kundschaft angewiesen, die mit Neonazis eigentlich nichts zu tun haben will. Insbesondere für das rechte Verlagsimperium von Dietmar Munier in Martensrade gilt das sicher nicht. Verlegt werden hier vor allem rechte und militaristische Publikationen, wie die Zeitschrift „Zuerst!“ und die „Deutsche Militärzeitschrift“. Daneben engagiert sich Munier zusammen mit Henning Pless, getreu ihrer Blut-und-Boden-Ideologie, für eine “Wiedererlangung” vermeintlich deutscher Gebiete in Osteuropa.

Auch die rechtsoffene Kneipe „Titanic“ in Neumünster gibt es leider immer noch. Die Kneipe fungiert seit Jahren als Treffpunkt für Neonazis, auch wenn vom Wirt und NPD-Kandidaten Horst Micheel immer wieder Lippenbekenntnise zu vernehmen sind, mit Neonazis nichts zu tun haben.

Als Positivbeispiel für das Wirken antifaschistischer Bemühungen ist aus jüngster Zeit das Outing von Peter Kochanowski zu nennen. Kochanowski unterhält rege Kontakte zu Neonazis und scheut auch den öffentlichen Auftritt neben NPD-Funktionären nicht. Gleichzeitig betrieb er lange Zeit eine Dorfdisko im nordfriesischen Bredstedt. Zwar wurde Kochanowski mittlerweile vom Geschäftsführer zum Türsteher degradiert, dennoch sorgte die Veröffentlichung durch eine örtliche Antifa-Gruppe hier für mächtig Wirbel.

Beispielhaft zeigt dieses Outing, wie auch mit relativ einfachen Mitteln Neonazis effektiv bedrängt und ihre geschäftlichen Umtriebe behindert werden können. Offensichtlich bedarf es bei anderen Strukturen einer größeren Hartnäckigkeit. Das diese Anstrengungen dennoch nicht vergebens sind, zeigen kleine Erfolge bei Pless & Co. und die langjährigen Kämpfe verschiedener Kampagnen, wie z.B. des Bündnis gegen den „Club 88“ in Neumünster, die letztlich dafür gesorgt haben, dass der Neonazitreffpunkt sein Ende gefunden hat.

Selbstorganisation

Der Schwerpunkt der geplanten Aktionen im Rahmen der Kampagne „An die Substanz!“ lag auf Öffentlichkeitswirksamkeit, die der Aufklärung über Geschäftsstrukturen von Neonazis dienen sollte. Von Beginn an waren aber auch alle Antifaschist_Innen dazu aufgefordert, selbst aktiv zu werden und sich mit eigenen Aktionen einzubringen. In einigen Fällen gelang diese selbstorganisierte Ergänzung der Kampagne auch sehr gut. So fand im November 2013 ein antifaschistischer Rave durch die Kieler Innenstadt statt, der sich explizit als Teil der Kampagne verstand. Inhaltlich wurde die Kampagne durch verschiedene Outings und Veröffentlichungen aus Neumünster und Pinneberg ergänzt. Auch eine direkte Aktion gegen den NPD-Kader Jens Lütke bezog sich auf die Kampagne. Die Mobilisierungskraft der Kampagne erstreckte sich dabei vor allem auf die Region Kiel-Neumünster-Plön. Eine Ausweitung auf die umliegenden Regionen ist wünschenswert und notwendig, um braune Geschäftsstrukturen landesweit ins Licht zu rücken. Als Grund dafür, dass es hier keine stärkere Partizipation anderer Antifastrukturen oder Einzelpersonen gegeben hat, sehen wir dabei weder einen Mangel an Bekanntheit noch einen inhaltlichen Dissens. Der Anspruch an eine selbstorganisierte Linke sollte sein, nicht nur antifaschistische Inhalte zu konsumieren, sondern selbst aktiv zu werden. In einigen Fällen hat das funktioniert, in anderen Fällen sehen wir hier Nachholbedarf.

Repression

Wie schon erwähnt, war die Kampagne schon anfänglich der Repression ausgesetzt, vor allem von der Kieler Polizei, der die erfolgreiche antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit offensichtlich ein Dorn im Auge ist. Es wurde massiv versucht, öffentlichkeitswirksame Aktionen zu unterbinden. So wurden Teilnehmer_Innen der genannten Fahrradtour auf einem Friedhof, fernab vom Ort des Geschehens, festgesetzt und abfotografiert. Die erwähnte Bustour im September 2013 wurde daran gehindert, auch in Neumünster vor „Club 88“ und der rechtsoffenen Kneipe „Titanic“ halt zu machen. Im Nachhinein wurde regelmäßig gegen Anmelder_Innen und Redner_Innen antifaschistischer Kundgebungen ermittelt. So warf man der Anmelderin der Kundgebung vor dem „Eselpark“ der Familie August in Nessendorf ein Verstoß gegen das Versammlungsrecht vor. Besonders hervorgetan hat sich im Zuge der Repression der völkische Neonazi Henning Pless. Um Kundgebungen vor seinen Geschäftsräumen zu behindern, überzog er die Aktivist_Innen mit Anzeigen wegen vermeintlichem Hausfriedenbruchs und Ähnlichem. Ein Redner, der den ehemaligen HDJ-Funktionär als „Neonazi“ bezeichnete, erhielt dafür eine Anzeige wegen Beleidigung. Trotz dieser haarsträubenden Vorwürfe bietet sich die Kieler Polizei als willfährige Helferin an, offenbar dankbar, Anlässe für Ermittlungen geliefert zu bekommen. Offensichtlich richtet sich das Vorgehen der Polizei hier nicht gegen vermeintliche Straftaten, sondern, wie so oft, gegen einen konsequenten Antifaschismus. Dass die konkreten Vorwürfe selbst nach bürgerlichem Rechtsverständnis völlig haltlos sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass bis jetzt kein einziges Verfahren zum Nachteil der Betroffenen ausging. Sämtliche Ermittlungen wurden eingestellt oder bis heute verschleppt.

Fazit

Festhalten lässt sich, dass es der Kampagne gelungen ist, verschiedene neofaschistische Strukturen in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, denen bis dahin nur wenig oder keine antifaschistische Aufmerksamkeit galt. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und Aufklärung konnten sowohl Neonazis direkt in ihrem Handeln beschränkt werden, als auch weitere Antifaschist_Innen motiviert werden, selbständig aktiv zu werden. In Bezug auf die Ausweitung auf bisher unbeachtete braune Geschäfte sehen wir hier aber auch durchaus noch Spielraum. Wir rufen daher auch weiterhin alle Antifaschist_Innen dazu auf, sich mit ihren Möglichkeiten und Vorlieben einzubringen, um Neonazis ihre Existenzgrundlage zu nehmen. Die Erfahrungen nicht nur dieser Kampagne zeigen, dass bereits mit einfachsten Mitteln Neonazis kräftig in die Bredouille gebracht werden können. Ebenso hat sich wieder einmal gezeigt, dass auch die Polizei ein Teil des Problems ist und vor allem gesellschaftlich akzeptierte Neonazis wie Henning Pless oder Eckart August nach Kräften unterstützt. Rigoros verfolgt die Staatsmacht Antifaschist_Innen und versucht sie zu kriminalisieren, selbst wenn auch nach bürgerlicher Rechtsauffassung kein Vergehen vorliegt.

Neonazi betreibt Diskothek in Bredstedt

Peter Kochanowski

Wie die Gruppe “Antifa Klüngel Husum” auf Indymedia berichtet, betreibt der Neonazi Peter Kochanowski die Diskothek “Quickhorn” in Bredstedt. Offenbar versucht Kochanowski sich auch in musikalischen Szenen zu etablieren, die sich als “alternativ” verstehen und mit Neonazis nichts zu tun haben wollen. Deshalb hat die Gruppe die Künstler_innen, die im “Quickhorn” auftreten, kontaktiert.

Mit dieser lesenswerten Aktion möchten die Aktivist_innen ihren Beitrag zum Entlarven von Neonazis und Einschränken von deren Handlungsräumen leisten und unsere Kampagne unterstützen.

Kiel: Kundgebung gegen Neonazi-Pless und Repression

Ein paar Monate war es schon wieder her, seitdem sich Kieler AntifaschistInnen der Geschäfte des Heilpraktikers und Neonazis Henning Pless widmeten und der unscheinbaren Praxis in der Kieler Innenstadt einen Besuch abstatteten. Nach einer kleinen Kundgebungs-Offensive gegen Pless im Juni dieses Jahres verstärkte sich der Fokus antifaschistischer Gruppen in den vergangenen Wochen u.a. auf die Geschehnisse in Syrien und im Irak, auf die notwendige Solidarität mit dem Überlebenskampf der Menschen in Rojava/Kurdistan.

Nachdem zwei AktivistInnen, denen im Zuge einer antifaschistischen Aktion bei Henning Pless Hausfriedensbruch vorgeworfen wird, am 4.10.2014 schließlich im Anschluss an eine Demonstration in Solidarität mit der kurdischen Stadt Kobanê aus einer Pizzeria heraus von bewaffneten Polizist_innen gekidnappt und zur Entwendung von Fingerabdrücken und einer unfreiwilligen Fotosession auf die Wache des Staatsschutzes in der Hopfenstraße verschleppt wurden, war es mal wieder Zeit für einen Besuch beim Neonazi Pless.

So versammelten sich am 6.11.2014 etwa 40 AntifaschistInnen am späten Nachmittag vor dem Eingang des Hauses im Kleinen Kuhberg, in dem die Heilpraxis von Pless sitzt, und hielten eine Kundgebung ab, um über die Repression seitens der Polizei im Zusammenhang mit der antifaschistischen Kampagne “An die Substanz!” zu berichten und, abermals, die PassantInnen und AnwohnerInnen über das Treiben von Henning Pless aufzuklären. Während der einstündigen Aktion wurden zwei Redebeiträge zu den Hintergründen des Auflaufs gehalten, Transparente gezeigt und Musik gespielt. Das Verteilen von Flugblättern wurde von der Polizei im Laufe der Veranstaltung untersagt, da sie die Existenz der darauf ausgewiesenen presserechtlich Verantwortlichen bestritten. Gegen den Anmelder der Kundgebung drohten sie deshalb eine Anzeige an. Dass diese juristisch nicht haltbar ist wurde bereits bei einem sehr ähnlichen Ordnungswidrigkeitsverfahren im Zusammenhang mit einer Tanzdemo u.a. gegen Pless vor knapp einem Jahr nachgewiesen. Die Anweisung an die Polizei, abermals gegen antifaschistische Interventionen gegen das Heilcentrum mit absurden Repressionsmaßnahmen vorzugehen, erfolgte durch einen Fotografen, den Henning Pless offenbar eigens zur Überwachung der Kundgebung am Rande abgestellt hatte. Pless selbst zeigte sich nicht, sein ausführendes Organ fiel jedoch durch penetrantes Abfotografieren von Kundgebungsteilnehmer_innen auf und verzog sich, nachdem er wiederholt der Veranstaltung verwiesen wurde, in die Heilpraxis. Von hier versuchte er seinen Auftrag fortzuführen. Die erneute Fahndung der Polizei nach Redner_innen der Kundgebung verlief diesmal erfolglos. Bezeichnenderweise war einer der Anlässe der Kundgebung, dass derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen einen vormaligen Kundgebungsredner wegen vermeintlicher Beleidigung läuft.

Die Geschehnisse im Umfeld der Aktion bestätigten abermals den Anlass der Kundgebung. Da Henning Pless offensichtlich nach wie vor versucht, sein Image krampfhaft von seinen nachweislichen Neonazi-Aktivitäten reinzuhalten und mit tatkräftiger Unterstützung der Kieler Polizei auf unterschiedlichen Ebenen gegen Kieler Antifas vorgeht, wird es sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er antifaschistischen Hausbesuch bekommen hat.

In diesem Sinne: Nazi sein heißt Probleme kriegen!
Immer weiter gegen Nazi-Heilpraktiker Henning Pless – gemeinsam gegen staatliche Repression!

Kundgebung Pless
Kundgebung Pless
Kundgebung Pless

Kiel: Antifa-Kundgebung “Nazi sein heißt Probleme kriegen!” Kleiner Kuhberg/Europaplatz

NAZI SEIN HEIßT PROBLEME KRIEGEN!
Immer weiter gegen Nazi-Heilpraktiker Henning Pless – gemeinsam gegen staatliche Repression!

Das “Heilcentrum Pless” …

Seit mehren Jahren existiert inmitten der Kieler Innenstadt eine renommierte Heilpraxis, die von einem langjährigen Vordenker der deutschen Neonazi-Szene betrieben wird. Das “Heilcentrum Pless” am Kleinen Kuhberg 2-6 nahe des Europaplatzes galt lange Zeit als gute Adresse für sein Fachgebiet, ist politisch zunächst unscheinbar und nicht selten durch ganzseitige Anzeigen in den Kieler Nachrichten und anderen regionalen Medien präsent. Sein Betreiber Henning Pless gibt begehrte heilpraktische Lehrgänge.

… und die Nazi-Machenschaften vom unscheinbaren Henning.

Nach Ladenschluss seiner Heilpraxis – möglicherweise auch schon vorher – widmet sich Pless jedoch noch ganz anderen Aktivitäten. So betreibt er als Vorsitzender des “Schulvereins zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreussen” gemeinsam mit seinem engen Vertrauten Dietmar Munier – ebenfalls einflussreicher Neonazi, millionenschwerer rechter Verleger aus Martensrade bei Lütjenburg und Herausgeber der Nazi-Postille “Zuerst!”- praktischen Gebietsrevisionismus im russischen Örtchen Jasnaja Poljana. So träumt er auch 69 Jahre nach Ende des deutschen Vernichtungsfeldzuges in Osteuropa während des 2. Weltkriegs noch den alten nationalsozialistischen Traum vom “Lebensraum im Osten”. In dieser Funktion organisiert er darüber hinaus sogenannte Lesertreffen für Muniers Verlag, die zur Vernetzung unter der Prominenz des Neonazismus, der Neuen Rechten und des Konservativismus beitragen sollen. Dass Pless bereits Anfang der 1990er das Amt des 1. Bundesvorsitzenden der “Heimattreuen Jugend” (HDJ) inne hatte, deren Nachfolgeorganisation mittlerweile wegen ihrer deutlichen Anlehnung an die historische “Hitlerjugend” verboten worden ist, verdeutlicht, dass seine einflussreiche Position innerhalb des deutschen Neonazismus nicht vom Himmel gefallen ist, sondern eine lange Vorgeschichte hat. Henning Pless ist fest verankert im elitären Netzwerk einer sich intellektuell gebärenden völkischen Rechten in nationalsozialistischer Tradition und ist gerade deshalb eine besondere Gefahr, da er durch sein bürgerliches Auftreten auch über explizite Neonazi-Kreise hinaus über einflussreiche Kontakte verfügt, die selbst bis in den Bundestag reichen. Mit seiner erfolgreichen Heilpraxis braucht er sich um seine Existenz nicht zu sorgen, die Geschäfte halten dem Neonazi-Aktivisten Pless den Rücken frei. Die Praxis ist insofern auch der zentrale Hebel, mit dem seinen Machenschaften entgegengewirkt werden kann.

Antifa heißt Angriff!

Nachdem verschiedene Medien in den letzten Jahren immer wieder auf die politischen Hintergründe Pless’ aufmerksam gemacht hatten, ohne dass dies zu wahrnehmbaren Reaktionen führte, traten vor gut einem Jahr erstmalig antifaschistische Aktivist_innen im Umfeld der Praxis öffentlich in Erscheinung, um die lang bekannten tiefen Verstrickungen Pless’ in das neonazistische Milieu in seinem direkten Arbeitsumfeld, bei seinen Patient_innen und seinen Angestellten publik zu machen. Mit einer Kür zum “Neonazi des Monats” samt Urkundenübergabe in seiner Praxis während einer antifaschistischen Fahrradtour im August 2013, mit spontanen Flashmobs davor, mit einer Tanz-Demo durch die Innenstadt im November 2013 sowie einer kleinen, aber wirksamen Kundgebungsoffensive im Juni 2014 schlossen sich Antifaschist_innen einem Aufruf der Kampagne “An die Substanz!” zur Öffentlichmachung und Bekämpfung der rechten Geschäftswelt in Schleswig-Holstein an und rückten dem völkischen Heilpraktiker auf die Pelle. Nicht ohne Erfolg: Pless schied infolge der Öffentlichkeitsarbeit aus parallelen Geschäftskooperationen aus, mehrmals musste er seine Praxis vorzeitig schließen, eine Veranstaltung in ihren Räumen fiel ins Wasser, zahlreiche Passant_innen zeigten sich schockiert über die Anwesenheit eines einflussreichen Neonazis in der Kieler City, Patient_innen kehrten Pless den Rücken und unter schleswig-holsteinischen Heilpraktiker_innen sorgten die Informationen für reichlich Wirbel.

Die Freund_innen und Helfer_innen des Henning Pless

Henning Pless dagegen war wenig erfreut über das zunehmende Interesse an seinen politischen Vorlieben. So setzte er von Beginn an der antifaschistischen Präsenz vor seiner Ladentür auf die Unterstützung durch die staatlichen Repressionsorgane, um einen weiteren Imageschaden von seiner Heilpraxis abzuwenden. Bei der Kieler Polizei fand er dabei willige Helfer_innen: Teilnehmer_innen der besagten antifaschistische Fahrradtour wurden fernab des “Tatorts” auf einem Friedhof (!) eingekesselt und abfotografiert, gegen einen Demoanmelder wurde mit absurder Begründung wegen Verstoßes gegen das Presserecht ermittelt, die Polizei versuchte, das Malen mit Kreide auf den Asphalt zu einer Sachbeschädigung zu verdrehen und ein Kundgebungsredner erhielt einen Platzverweis, weil sich Pless von ihm beleidigt gefühlt haben will. Teilweise stand dieser in direktem Telefonkontakt mit den Beamt_innen auf der Straße und dirigierte deren Vorgehen gegen die Antifaschist_innen von dem Fenster seiner Praxis aus. Aber auch in den polizeilichen und staatsanwaltlichen Amtsstuben rauchten die Köpfe, wie das Ansehen des ordentlichen, wenn auch kackbraunen Bürgers vor weiteren antifaschistischen Nadelstichen beschützt werden könne. Dass das seriöse Auftreten Pless’, wenn nicht gar seine weitverzweigten Kontakte, bei dem staatlichen Verfolgungseifer eine entscheidende Rolle gespielt haben dürften, ist naheliegend. Konsequenz waren verschiedene Vorladungen und Strafbefehle gegen Antifaschist_innen: Zur Zeit laufen zwei Ermittlungsverfahren wegen “Hausfriedensbruch” und eines wegen Beleidigung.

Die beiden in ersterer Angelegenheit betroffenen Genoss_innen sahen sich zudem etwa ein Jahr lang mit einer drohenden Zwangsvorführung zur “Erkennungsdienstlichen Behandlung” konfrontiert. Zwischenzeitlich wurde die Maßnahme auf juristischen Druck hin zwar für rechtswidrig erklärt und ausgesetzt, was jedoch in zweiter Instanz wieder rückgängig gemacht wurde. Vor wenigen Wochen wurden die beiden am 4.10.2014 schließlich tatsächlich im Anschluss an eine Demonstration in Solidarität mit der kurdischen Stadt Kobanê aus einer Pizzeria heraus von bewaffneten Polizist_innen gekidnappt und zur Entwendung von Fingerabdrücken und einer unfreiwilligen Fotosession auf die Wache des Staatsschutzes in der Hopfenstraße verschleppt. Erfreulich an der ansonsten alles andere als schönen Angelegenheit ist jedoch trotz alledem nicht nur, dass sich spontan rund 30 solidarische Antifaschist_innen vor der Wache versammelten, sondern vor allem, dass es den beiden betroffenen Genoss_innen immerhin ein Jahr gelungen ist, das Verfahren zu verzögern, indem sie sich vorbildhaft geweigert haben, beim Repressionstheater mitzuspielen und den Vorladungen ganz einfach keine Folge leisteten.

Staat und Nazis Hand in Hand: Repression gegen Antifaschist_innen

Die Repressionsfälle gegen Antifaschist_innen, die sich derzeit um das “Heilcentrum Pless” abspielen, sind jedoch nicht die einzigen gegenwärtig laufenden Angriffe der Ermittlungsbehörden auf Antifa-Strukturen. Die – in ihrer Konsequenz blutige – bundesdeutsche Logik will uns nämlich weis machen, dass Neonazis nicht wegen ihrer rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Programmatik ein Problem darstellen, sondern eben nur dann stören, wenn ihr Auftreten mit kapitalistischen Standortinteressen und Machtansprüchen kollidiert. Also in etwa dann, wenn Negativ-Schlagzeilen über Nazi-Umtriebe in Deutschland Investor_innen verschrecken oder das BRD-Image der vom NS geläuterten Nation beschädigen könnten, mit dem heutzutage die deutsche Vormachtstellung in Europa genauso wie kriegerische Auslandseinsätze legitimiert werden. Dagegen sehen sich momentan mal wieder jene stellvertretend im Fadenkreuz der Repression, die auf Grundlage von Lappalien ihren Kopf dafür hinhalten sollen, dass die Existenz von Neonazis und anderem rechten Pack in Schleswig-Holstein in den letzten Jahren immer wieder ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und auch offen bekämpft wurde. Zur Zeit laufen Ermittlungsverfahren gegen eine Genossin aus Kiel wegen einer spontanen antifaschistischen Kundgebung in Nessendorf, die ebenfalls im Rahmen von “An die Substanz!” stattfand, ein weiterer Kieler Genosse wird der Körperverletzung und Sachbeschädigung bei einem Propagandastand der nationalkonservativen und rechtspopulistischen “Alternative für Deutschland” (AfD) bezichtigt und in Lübeck laufen diverse Ermittlungsverfahren gegen Antifaschist_innen, in deren Zusammenhang im laufenden Jahr außerdem Hausdurchsuchungen stattfanden. Betroffen hiervon war u.a. auch das linke Kultur- und Politikzentrum “Alternative”. Bundesweit sieht er derweil nicht besser aus: In Berlin ist der Genosse Adel gerade nur haarscharf einer mehrjährigen Haftstrafe für sein antifaschistisches Engagement entgangen entgangen, während sich in Dortmund ein minderjähriger Genosse einem Ermittlungsverfahren mit Mordvorwurf ausgesetzt sieht, weil er ein Soziales Zentrum gegen massive Angriffe von Neonazis verteidigt haben soll.

Dabei steht für uns weiterhin fest: Nicht das bürgerliche Gesetzbuch und auch nicht die Willkür der Repressionsorgane sind Maßstab unseres Handelns, sondern unsere politische Überzeugung, diese Welt zu einem menschenwürdigeren Ort machen zu wollen. Dies impliziert unsere unversöhnliche Feindschaft gegen alle, die programmatisch und organisiert völkische Hirngespinste verbreiten, dem Nationalsozialismus hinterher trauern, rassistisch hetzen, deutsche Großmachtphantasien hegen, Migrant_innen terrorisieren, jüdische Friedhöfe schänden oder anderweitig irrational Menschen hassen. Sei es als StraßenschlägerInnen oder als StichwortgeberInnen aus dem braunen Salon.

Um es deutlich zu sagen: Rassistische Mörderbanden wie der “NSU”, der 13 Jahre lang vom deutschen Staat ungestört existieren und Menschen exekutieren konnte, existieren nicht als personelle Einzelfälle, sondern entstehen und überleben in gewachsenen neonazistischen Strukturen. Deren ProtagonistInnen zur Rechenschaft zu ziehen und ihre Infrastruktur zu zerlegen, sehen wir als das Mindeste an, was wir ihren hunderten Opfern schuldig sind. Allen, die sich dies von den staatlichen Behörden vorwerfen lassen müssen, gilt daher unsere unbedingte Solidarität.

Solidarität mit allen kriminalisierten Antifaschist_innen – für die sofortige Einstellung aller Ermittlungsverfahren!

An die Substanz: Rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben!

Für mehr freie Behandlungstermine im “Heilcentrum Pless”!

ANTIFASCHISTISCHE KUNDGEBUNG

Donnerstag, 6.11.2014 | 16 Uhr Kleiner Kuhberg/Europaplatz | Kiel

Kiel: Der Druck steigt – Zwei Kundgebungen in zwei Tagen gegen den Neonazi Henning Pless

+++Insgesamt drei Kundgebungen in sieben Tagen vor dem “Heilcentrum Pless” am Europaplatz+++Neonazi-Funktionär Pless versucht Antifaschist_innen zu provozieren und mit Hilfe der Kieler Polizei zu kriminalisieren+++Passant_innen und Patient_innen von Pless sind schockiert über die braunen Umtriebe in der Kieler Innenstadt+++Antifaschist_innen kündigen zukünftigen Protest an+++

Nachdem schon am vergangenen Freitag Antifaschist_innen eine Kundgebung vor dem “Heilcentrum Pless” des rechten Betreibers Henning Pless abhielten, folgten jetzt gleich zwei Kundgebungen in zwei Tagen. Am Mittwoch tauchten mittags 10-15 Menschen vor Pless’ Praxis auf, hielten zwei Redebeiträge über die Hintergründe des Neonazi-Funktionärs und zur Repression der Kieler Polizei im Auftrag von Henning Pless im Nachgang einer vermeintlichen Überreichung einer satirischen Urkunde durch Antifaschist_innen im letzten Jahr. Die genaueren Gegebenheiten werden in der Pressemitteilung zur Kundgebung am letzten Freitag näher beschrieben. Neben den Redebeiträgen wurden abermals hunderte Flyer verteilt. Wie gehabt waren die Passant_innen in der Innenstadt meist sehr interessiert bis schockiert über die Neuigkeit, dass hinter der bürgerlichen Fassade von Henning Pless ein überzeugter Neonazi steckt. Auch haben Patient_innen des “Heilcentrums” nach dem Erfahren der rechten Verstrickungen von Pless angekündigt, zukünftig sich eine_n andere_n Heilpraktiker_in zu suchen.
Begleitet wurde die Kundgebung von Provokationen durch Henning Pless. Pless versuchte die anwesenden Aktivist_innen zu fotografieren und mit Anrufen bei der Polizei wegen vermeintlich begangenen kleinsten Auflagenverstössen zu schikanieren. Offenbar hatte der Neonazi erst zu spät von der Kundgebung erfahren, um wie zuletzt dem Protest durch verschlossene Türen zu entgehen zu versuchen.

Derart motiviert suchten am Donnerstag gegen frühen Abend 15-20 Antifaschist_innen den Europaplatz auf, um erneut deutlich zu machen, dass hinter der biederen Fassade ein Neonazi sein menschenverachtendes Unwesen treibt. Für den Abend hatte Pless zu einer Veranstaltung über pseudowissenschaftliche Gesundheits- und Schönheitsbehandlungen geladen. Hierfür hatte er mit einer ganzseitigen Anzeige in den Kieler Nachrichten geworben. Die Antifaschist_innen konnten mit ihrer Präsenz dafür sorgen, dass sichtbar nicht eine einzige Person den Weg in das “Heilcentrum Pless” fand. Nachdem sie über die Hintergründe von Pless aufgeklärt waren, wollten die wenigen Besucher_innen nichts mehr mit Henning Pless zu tun haben.
Neben den Gesprächen mit potentiellen Besucher_innen der Veranstaltung von Pless wurden wieder Flyer verteilt, Redebeiträge gehalten und der Fußweg mit Kreide verschönert.
Eine unrühmliche Rolle kam wieder einmal der Kieler Polizei zu. Erst versuchten die Polizist_innen wegen angeblich nicht korrekten Kontaktdaten auf den Flyern zu nerven, nachdem kurzfristig die Daten geändert wurden, machten sich die Kieler Gesetzeshüter_innen auf die (erfolglose) Suche nach den Urheber_innen der Kreidemalereien. Zum Schluss fühlte sich Henning Pless noch durch das angeblich geäusserte Wort “Neonazi” beleidigt, was seine willigen Gehilf_innen der Staatsmacht auf den Plan rief. Die Personalien eines Redners wurden noch während der Kundgebung aufgenommen und der Redner mit einem Platzverweis und Androhung der Ingewahrsamnahme von der Kundgebung ausgeschlossen. Die Lächerlichkeit der Ereignisse, dass ein Neonazi-Führungskader von bundesweiter Bedeutung mit entsprechender Vita sich als “Neonazi” beleidigt sieht, spricht dafür, dass Pless mit Hilfe der Kieler Polizei versucht, den Protest durch Kriminalisierung einzelner Antifaschist_innen verebben zu lassen. Dazu ist ihm offensichtlich jeder Anlass recht. Dass die Polizei bei dieser Strategie nur zu gern mitspielt, zeigt die Aussage eines Kieler Beamten, der androhte zukünftig antifaschistische Kundgebungen gegen Henning Pless nicht mehr genehmigen zu lassen.

Doch gegen nationalistische Barbarei und Repression hilft nur Solidarität. In diesem Sinne werden wir in Solidarität mit den Betroffenen der Ermittlungen im Rahmen der offensichtlich fadenscheinigen aktuellen Verfahren und mit allen Menschen die weltweit von den geistigen Verwandten von Pless ausgegrenzt, misshandelt oder ermordet werden, am Ball bleiben bis das “Heilcentrum Pless” da ist wo es hin gehört: Auf den Müllhaufen der Geschichte!

Passend zum Thema veröffentlichte La Quimera jüngst einen Bericht zur akademischen Rechten und rechten Publizistik, in dem auch Henning Pless und seine braunen Verstrickungen erneut thematisiert werden.

Pressemitteilung zur Kundgebung vor der Praxis des Neonazis Henning Pless in Kiel am 13.06.2014

+++Antifaschistische Kundgebung vor Neonazi-Praxis in Kieler Innenstadt+++Betreiber Henning Pless schon seit Jahrzehnten Neonazi-Funktionär+++Hunderte Flugblätter verteilt+++Erschütterung von Passant_innen über Neonazi-Umtriebe mitten am Europaplatz+++Polizei ermittelt im Auftrag von Henning Pless gegen Antifaschist_innen+++

Am 13.06.2014 führten Antifaschist_innen im Rahmen der Kampagne “An die Substanz!” eine Kundgebung am Kieler Europaplatz durch. Ziel des Protests war die heilpraktische Praxis des Neonazi-Funktionärs Henning Pless am Kleinen Kuhberg in Kiel. Die 25-30 Aktivist_innen klärten ab dem frühen Mittag mit hunderten Flugblättern Passant_innen der Kieler Einkaufsstraßen über die rechten Hintergründe des nach außen unscheinbar agierenden Henning Pless auf. Der neonazistische Werdegang Henning Pless` wird u.a. im Rahmen eines Hintergrundberichts zur “An die Substanz!”-Kampagne und vom antifaschistischen Recherche-Portal “La Quimera” ausführlich beleuchtet. Aktuell betätigt sich Pless vor allem in der geschichtsrevisionistischen Rechten, insbesondere betreibt er mit seinem Vertrauten Dietmar Munier (einem der größten Neonazi-Verleger im deutschsprachigen Raum) Projekte zur “Wiederansiedlung” von vermeintlichen “Deutschen” in Russland. Pless übernimmt von Munier viele zentrale Aufgaben, auch vor Ort in Russland, da Munier dort nicht mehr einreisen darf.

Die antifaschistische Aufklärungsarbeit scheint Pless zunehmend nervös zu machen. Nach Aussagen anwesender Polizist_innen hat er seine Praxis vorsorglich früher als üblich geschlossen um dem antifaschistischen Protest zu entgehen. Auch versucht er immer noch in Kooperation mit der Kieler Polizei Antifaschist_innen wegen der vermeintlichen Überreichung einer satirischen Urkunde im Rahmen einer antifaschistischen Fahrradtour zu kriminalisieren. Wie in einem Redebeitrag vor seiner Praxis erläutert, wurden zwei Menschen von den Behörden zu einer Erkennungsdienstlichen Behandlung vorgeladen, beide erschienen jedoch nicht und es wurde Widerspruch eingelegt. Diesem Widerspruch wurde stattgegeben, woraufhin die Kieler Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hat. Nach dieser hat Pless, natürlich rein zufällig und ohne rechtlich fragwürdige Absprache mit der Staatsschutzabteilung der Kieler Polizei, nun auf eigene Faust einen vermeintlichen Antifaschisten aufgrund von Fotos im Internet als vermeintlichen Mitüberbringer der Urkunde identifiziert. Diese nachgereichte und offensichtlich konstruierte Aussage Pless` soll nun der Staatsanwaltschaft helfen, sich eine weitere gerichtliche Niederlage zu ersparen. Diese Vorgänge kommentiert Anna Schneider, Sprecherin der Kampagne “An die Substanz!”, wie folgt: “Was Menschen, die sich aktiv gegen Neonazis wehren, schon seit Jahrzehnten klar ist, wird auch in diesem Fall wieder offensichtlich. Selbst nach dem Auffliegen des NSU sind Staats- und Verfassungsschutz bereit im Zweifel eng mit Neonazis zu kooperieren. Die aktuelle Hysterie der Kieler Polizei aufgrund einer vermeintlich überreichten Urkunde an einen Neonazi-Funktionär, während Betroffene rassistischer Gewalt meist kein Gehör finden, beweist dieses wieder einmal eindrücklich”.

Die Passant_innen in der Kieler Innenstadt waren oftmals buchstäblich schockiert über die neonazistischen Umtriebe am Europaplatz. Auch wenn wir mit seinem verqueren Weltbild nichts gemein haben, scheint Henning Pless in einem wohl doch recht zu haben: Eine breite öffentliche Thematisierung seiner Rolle in der neonazistischen Szene innerhalb der Kieler Öffentlichkeit dürfte das Ende seiner Praxis bedeuten. Genau deshalb hat er sich bisher öffentlich zurück gehalten und genau deshalb werden wir wieder kommen und den Finger in die Wunde legen bis das “Heilcentrum Pless” endgültig geschlossen ist!

Abgerundet wurde die antifaschistische Kundgebung durch einen Redebeitrag zu den Hintergründen von Pless und dem klaren Versprechen schon bald wieder zu kommen. Auch die Provokationen einer Person aus der Praxis von Pless heraus wurden rechts liegen gelassen.

Antifaschist_innen am Kieler Europaplatz
Redebeitrag vor dem “Heilcentrum Pless”
Eingang “Heilcentrum Pless”

Illustres Nazi-Treiben bei Hamburger Logistikunternehmen

Die Gruppe No Nazis NMS hat auf linksunten.indymedia.org einen lesenswerten Text veröffentlicht, in dem sie die neonazistische Organisierung einiger Angestellter des Unternehmens Hertling in Rellingen darstellt. Neben rechten Übergriffen und rassistischer Hetze arbeiten gleich mehrere NPD-Kandidaten für die Kommunalwahl 2013 bei Hertling. Scheinbar gelingt es den Neonazis um den NPD-Ratsherrn Mark Proch sich bei ihrem Arbeitgeber zu vernetzen und sogar Nachwuchs für die personell schwache NPD in Schleswig-Holstein zu rekrutrieren.

“Lesen und Schenken” übernimmt “Der Freiwillige”

Wie La Quimera berichtet, hat die Verlagsgruppe von Dietmar Munier mit “Der Freiwillige” ein Magazin für ehemalige Angehörige der Waffen-SS übernommen.

“Polenschlüssel”-Betreiber Alexander Hardt muss in den Knast

Laut La Quimera wurde der Hauptakteur von “PLS Werkzeuge”, Alexander Hardt, zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Abwesenheit von Hardt auf das Geschäft auswirkt, vermutlich werden die schon in Stellung gebrachten Kieler Neonazis Tobias Schulz und Timo Räwel verstärkt die Verantwortung übernehmen. Noch nicht abzusehen ist die Rolle Peter Borcherts, dessen Haftentlassung bevor stehen dürfte und dessen Name bei der Eröffnung von “PLS Werkzeuge” am Vinetaplatz in Kiel auf dem Briefkastenschild stand.

Hintergründe zu “PLS”: hier.

Antifaschistischer Adventskalendar

Auf linksunten.indymedia.org öffnet zur Zeit ein antifaschistischer Adventskalendar jeden Tag ein Türchen mit einem Neonazi-Outing. Neben einigen altbekannten Gesichtern finden sich hier auch Akteur_innen des rechten Milieus in Schleswig-Holstein, für die die neu gewonnene Öffentlichkeit noch ungewohnt sein dürfte.
In einer ersten Selbstdarstellung beziehen sich die Autor_innen unter anderem auf die Kampagne “An die Substanz!”.

Antifaschistischer Adventskalendar

Techno, Mond & Sterne

Am 22.11. fand im Rahmen der Kampagne ein antifaschistischer Rave durch die Kieler Innenstadt statt. Wir berichteten bereits und möchten hier einen weiteren Artikel dokumentieren, der am 30.11 auf linksunten.indymedia.org veröffentlicht wurde.

Aufruf
linksunten (dort auch Bilder)

Techno, Mond & Sterne – Nazis Wegbassen – Raven gegen Rassismus und Antisemitismus

Die Aktionen im Rahmen der Kampagne „An die Substanz“ wurden am Freitag, den 22.11.2013, um einen antifaschistischen Rave erweitert. 200 Menschen kamen in Kiel dem Aufruf (s.u.) einiger antifaschistischer und antirassistischer Gruppen zum gemeinsamen Tanzen und Stampfen gegen Nazis, Rassismus und Antisemitismus nach. Am frühen Abend versammelten sich die tanzwilligen Antirass*istinnen zur Anfangskundgebung am Europaplatz nahe dem Heilcentrum Pless, dessen Betreiber eine Führungsfigur der völkischen Neonaziszene ist.

Begleitet von treibendem Techno und Konfetti ging es daraufhin durch die Fußgängerzone zu einer ersten Zwischenkundgebung am Hauptbahnhof. Ausgelassen tanzend bewegte sich der Rave über die Förde nach Gaarden und wurde auf der gesamten Strecke mit einigen Feuerwerken von den Dächern begrüßt. Nach insgesamt drei Stunden erreichte der Zug den Vinetaplatz und mit ihm den von Neonazis betriebenen Laden „PLS-Werkzeuge“, vor dem die Abschlusskundgebung stattfand.

Lieber Techno als Nazis und rassistischer Normalzustand!

Repression in Kiel

Im Rahmen der antifaschistischen Fahrradtour im August wurde dem Neonazi und Heilpraktiker Henning Pless eine Urkunde für sein jahrzehntelanges Engagement in der rechten Szene überreicht. Diese Gegebenheit nutzen nun Pless und der Kieler Staatsschutz um einen Hausfriedensbruch zu konstruieren. Damit sind sich die Kieler Behörden mal wieder nicht zu schade, sich zu willigen Erfüllungsgehilfen für ranghohe Neonazis zu machen.

Bis jetzt haben zwei Personen in diesem Zusammenhang Briefe von der Polizei bekommen, eine Antifaschistin soll sich in der nächsten Woche zur Erkennungsdienstlichen Behandlung einfinden.

Wir rufen zur Solidarität mit den Betroffenen und weiterhin beharrlichen Vorgehen gegen die neonazistischen Umtriebe in Schleswig-Holstein auf!

Details sind auch einem Text der Autonomen Antifa Koordination Kiel zu entnehmen.

Rave gegen Neonazis und Rassismus in Kiel

Am 22.11.13 fand im Rahmen von “An die Substanz!” in Kiel eine Tanzdemo gegen Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus statt. Die Demo zog von der Praxis des Neonazi-Heilpraktikers Henning Pless zu “PLS-Werkzeuge” am Vinetaplatz.

Der Aufruf findet sich hier.

Im Folgenden dokumentieren wir einen Artikel aus der Printausgabe der Kieler Nachrichten vom 25.11.13:

160 Kieler feierten Party gegen rechtsextreme Regungen

Ravender Protest gegen rechts: Über die Gablenzbrücke zogen die Demonstranten nach Gaarden auf den Vinetaplatz

Kiel. “Nazis wegbassen!” Diesem Motto folgten am Freitagabend nach Angaben der Polizei 160 junge Kieler, die in einem Rave-Umzug vom Europa- zum Vinetaplatz tanzten. Pure Party war das natürlich nicht. Die Aktion sollte darauf aufmerksam machen, dass auch in Kiel an allerlei Ecken rechtsextreme Regungen zu beobachten sind. Die NPD nach wie vor in der Ratsversammlung vertreten, auf dem Europaplatz eine Heilpraktikerei, die dem ehemaligen Vorsitzenden der inzwischen verbotenen “Heimattreuen deutschen Jugend” gehört, auf dem Vinataplatz ein Geschäft, in dem sich nach Angaben der für die Demo zuständigen Initiative “An die Substanz” “bekannte Gesichter der gewaltbereiten Neonazi- und Rockerszene” treffen: Auf solche Phänomene wollte man hinweisen. mag”

Neues vom Eselpark Nessendorf

Anfang Oktober machte eine antifaschistische Bustour im Rahmen der Kampagne “An die Substanz – rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben” bei dem im Kreis Plön gelegenen „Eselpark Nessendorf“ Halt. Ziel war es, vor Ort auf die seit Jahren bekannte NPD-Unterstützung durch seinen Gründer, Eckart August, aufmerksam zu machen. Als die Aktivist_innen das Grundstück betraten, suchte der Sohn und jetzige Besitzer Friedrich August vor Ort das Gespräch mit ihnen. Er erklärte, seinen Vater schon seit einigen Jahren als Betreiber des Eselparkes abgelöst zu haben und, entgegen der Historie Eckart Augusts, selbst zu keinem Zeitpunkt Verbindungen mit rechter Politik gehabt zu haben. Eckart August habe nach der Aussage seines Sohnes keine geschäftliche Beziehung mehr zu dem Park.

Um diese Information auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen, wurde Friedrich August aufgefordert, eine Distanzierung von den rechten Aktivitäten seines Vaters und dem dahinter stehenden Weltbild und entsprechenden Organisationen auch öffentlich nachvollziehbar zu machen.
Stieß dieser Vorschlag vor Ort auf offene Ohren beim jetzigen Besitzer, so zeigte sich Friedrich August im Nachgang der Aktion nicht so kooperativ, wie es zunächst schien.

Wie abgesprochen, wurde seitens der Kampagne ein Mailkontakt zu dem Besitzer des Eselparks aufgebaut, über den die begonnene Diskussion, inwieweit der Betrieb in die rechte Szene verstrickt ist, mit der möglichen Perspektive weitergeführt werden sollte, die antifaschistische Intervention gegen den Eselpark einzustellen. Die Voraussetzung dafür wäre die tatsächliche grundlegende Veränderung der dortigen Begebenheiten und eine glaubhafte und überprüfbare Distanzierung der Geschäftsführung, die öffentlich zugänglich gemacht werde. Weiterhin wurde Hilfe bei der Veröffentlichung einer Distanzierung angeboten. Anbei wurde ein Fragenkatalog geschickt, mittels dessen Fragen zu den Besitzverhältnissen des Eselparks, der politischen Einstellung Friedrich August als auch Informationen über vergangene und aktuelle Tätigkeiten und Verbindungen seines Vaters in die Neonazi-Szene geklärt werden sollten.

Im Laufe des Mailverkehrs stellte Friedrich August heraus, dass er entgegen seines anfänglichen Einlenkens während der Bustour, nunmehr keine Notwendigkeit darin sehe, sich von rechten Bestrebungen im Zusammenhang seines Betriebes und neofaschistischer Ideologie generell zu distanzieren. Diesen Entschluss begründete er damit, dass dies auch kein anderer Betrieb seiner Branche tue. Dabei lässt Friedrich August scheinbar die Tatsache außer Acht, dass der Eselpark mindestens hinsichtlich der politischer Verbindungen seines ehemaligen Betreibers, Eckart August, nicht einfach nur ein normaler Freizeitbetrieb wie viele andere dieser Branche ist. Oft genug wurde von Antifaschist_innen auf die Rolle von Eckart August in der NPD hingewiesen – von der Mitgliedschaft im Kreisvorstand in den 90ern, über seine Rolle als großzügiger Geldgeber für die Partei, bis hin zum Vorwurf als möglicher Gastgeber der NSU-Mörderbande (siehe u.a. Andrea Röpkes Artikel “NSU: Urlaub mit Terrorplanung.”). Sein jahrelanges Engagement in der NPD ist mehrfach belegt.
Vor diesem Hintergrund reicht es nicht, sich in einen Abwehrreflex zu flüchten und diese Informationen als falsche Recherche abzuweisen. Diese Umstände machen es natürlich notwendig, dass sich der Eselpark von rechtem Gedankengut glaubwürdig distanziert und beweist, dass keine der im Geschäft involvierten Personen Kontakte in die rechte Szene pflegt oder dafür sorgt, dass solche Personen nicht weiter am Geschäft beteiligt werden. Wichtig ist hierbei, dass dies in einem Rahmen geschieht, der einer Öffentlichkeit die Möglichkeit bietet, die genannten Änderungen nachzuvollziehen und zu überprüfen. Nur so könnte sich ein bestehender Eindruck gegebenenfalls ändern.

An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass es nicht darum geht, den jetzigen Besitzer Friedrich August als Neonazi zu denunzieren. Doch spontane Lippenbekenntnisse sind vor der bestehenden Geschichte der Neonazi-Aktivitäten seines Vaters als ehemaliger Betreiber des Freizeitparks nicht ausreichend. Wir sehen hier bei Friedrich August eine generelle Verantwortung, Vergangenes nicht zu ignorieren, sondern aufzuarbeiten und sich glaubhaft von einem menschenverachtenden rechten Weltbild zu distanzieren. Die Angst vor einem Imageschaden für das Geschäft darf hier kein Hindernis sein.

Dass allerdings auch Friedrich August ziemlich verquere Geschichtsansichten hat, zeigt sich in Vorwürfen, welche er seinerseits in einer Mail an die Aktivist_innen der Kampagne „An die Substanz“ richtet. So besitzt er die Unverfrorenheit, sich mit verfolgten Jüdinnen und Juden im dritten Reich zu vergleichen und Antifa-Aufklebern der gleichen Bedeutung beizumessen, wie „Gelben Sternen“, die als Zwangskennzeichnung für Personen dienten, die als Juden galten.
Ein solch respektloser und geschichtsrevisionistischer Vergleich ist – egal wie sehr Friedrich August aktuell unter Druck stehen mag – in jeder Hinsicht unangemessen und trägt nicht dazu bei, die Wahrnehmung des Eselparks und der Familie August im positiven Sinne zu verändern.

Zumindest über die Besitzverhältnisse des Eselparks konnten durch Recherchen verwertbare Informationen gewonnen werden. Demnach ist Eckart August als stiller Teilhaber mit 16,5 % an der Eselpark GbR beteiligt, was ihm einen Teil der Gewinne, die der Betrieb erwirtschaftet, zusichert.
Eckart August, welcher sich nie von der Neonaziszene distanzierte und mehrfach als NPD-Geldgeber auffiel, zieht folglich immer noch Geld aus dem Betrieb und so lange dieser sich nicht glaubwürdig von dem menschenverachtenden Weltbild von neonazistische Parteien und Organisationen wie der NPD lossagt, muss davon ausgegangen werden, dass seine Einnahmen weiterhin rechter Infrastruktur potenziell zugute kommen können. Da reicht es auch nicht, dass die Geschäftsführung des Eselpark im Jahr 2007 an Friedrich August abgegeben wurde und dass sein Vater vor wenigen Wochen aus dem Impressum der Website gestrichen wurde.

So kann festgestellt werden, dass der Eselpark Nessendorf auch in Zukunft von verschiedenen Seiten mit den bekannten Vorwürfen konfrontiert werden wird. Um diesen Konflikt bedarf es einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Aktivitäten Eckart Augusts und dessen Rolle im Eselpark. Es genügt an dieser Stelle nicht, wenn sich der jetzige Besitzer inoffiziell in Gesprächen und E-Mails von rechtem Gedankengut und neonazistischen Aktivitäten distanziert, es genügt nicht, mit wilden Vorwürfen die um Aufklärung bedachten Menschen zu denunzieren und es genügt erst recht nicht, einzelnen Personen direkt zu drohen.

Neues über die Betreiber von “PLS-Werkzeuge”

Das antifaschistische Recherche-Portal La Quimera berichtete unlängst erneut über die Verstrickungen von Alexander Hardt und Lars Bergeest im Rahmen des “Blood and Honour”-Netzwerks. Offenbar waren die beiden Betreiber des kieler Neonazi-Geschäfts “PLS-Werkzeuge” u.a. zusammen mit den Mitgliedern des “NSU” während deren Zeit im Untergrund unterwegs.

Den Artikel gibt es hier.

Zuvor berichteten schon die Antifa NMS und abermals La Quimera über die Vernetzungen der “Blood and Honour”-Nachfolgestrukturen.

Die “PLS”-Betreiber Alexander Hardt und Lars Bergeest auf einem Neonazi-Aufmarsch in Kolding 2005

Björn Schmidtke und seine rechten Geschäftswelten zwischen Rockern und Rotlicht

Die Gruppe Antifa NMS veröffentlichte einen lesenswerten Bericht, in dem die Hintergründe der “Blood and Honour”-Nachfolgestrukturen insbesondere in Neumünster beleuchtet werden. Besonders der ursprünglich aus Bad Segeberg stammende Björn Schmitdtke steht seit Jahren personifiziert für die unsympathische Neumünsteraner Mischszene aus Neonazis, Rockern und dubiosen Geschäftswelten.

Nachdem La Quimera vor einigen Wochen schon über alte Seilschaften um “Blood and Honour” berichtete, wurden damit innerhalb kurzer Zeit verschiedene neonazistische Kreise um das verbotene Rechtsrock-Netzwerk an das Licht der Öffentlichkeit geholt. Aktuell prominentestes Beispiel dieser Strukturen ist das Geschäft “PLS-Werkzeuge” in Kiel, über das u.a. wir und La Quimera berichteten. Gegen “PLS” fand im Frühjahr 2013 eine Demonstration mit über 600 Teilnehmer_innen und statt.

Direkte Aktion gegen Jens Lütke

Laut einem Schreiben auf linksunten.indymedia.org gab es eine Farbaktion gegen das Wohnhaus des Neonazis Jens Lütke. Die Schreiber_innen begründen die Aktion u.a. mit Lütkes Engagement in dem Neonazi-Verlag “Lesen und Schenken” von Dietmar Munier, “dessen Verstrickungen inherhalb der Naziszene im Rahmen der aktuellen antifaschistischen Kampagne “An die Substanz” ans Licht der Öffentlichkeit gebracht wurde.”

Jens Lütke

Zwei Neonazis aus Neumünster geoutet

Auf linksunten.indymedia.org wurden die beiden Neonazis Pascal Micheel und Florian Boysen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Autor_innen der Artikel geben an, sich mit den Outings in die Kampagne “An die Substanz! – Rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben!” einbringen zu wollen.

Pascal Micheel ist der Stiefsohn des “Titanic”-Betreibers Horst Micheel in Neumünster und fungiert als Mitbetreiber der Neonazi-Kneipe. Er fällt seit Jahren immer wieder im Zusammenhang mit neonazistischen Aktionen und rechter Gewalt auf. Florian Boysen ist als enger Freund von Pascal Micheel wie dieser in der unsympathischen Neumünsteraner Mischszene aus “Club 88”, “Titanic” und Rocker- bzw. Hooligangruppierungen unterwegs. Organisatorisch betreut er u.a. die Facebook-Gruppe der “Titanic”.

Antifa-Bustour geht an die Substanz

– Antifaschistische Bustour zu Objekten der rechten Geschäftswelt im Kreis Plön, Neumünster und Kiel
– Neumünsteraner Polizei erteilt den Antifaschist_innen ein faktisches Stadtverbot für Neumünster und verhindert Kundgebungen vor Neonazi-Treffpunkten “Club88” und “Titanic”
– Erfolgreiche Aktionen beim Verlag “Lesen und Schenken”, “Heilcentrum Pless” und “Eselpark Nessendorf”

Heute, am 5. Oktober 2013 fanden im Rahmen einer antifaschistischen Bustour der Kampagne “An die Substanz – rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben” verschiedene Kundgebungen gegen Objekte der rechten Geschäftswelt und Infrastruktur in Schleswig-Holstein statt. Zwei Aktionen in der langjährigen Neonazi-Hochburg Neumünster, die bei den bekannten rechten Treffpunkten “Titanic” und dem nunmehr seit 17 Jahren existenten “Club88” stattfinden sollten, wurden von der Polizei verhindert, indem sie 50 Antifaschist_innen mit einem faktischen Stadtverbot belegte. Am frühen Nachmittag stoppte diese den Bus an der Stadtgrenze, hinderte ihn am Weiterfahren und untersagte nicht nur Kundgebungen an den betreffenden Orten, sondern auch die Anmeldung einer spontanen Kundgebung gegen die repressiven Maßnahmen am Großflecken in der Neumünsteraner Innenstadt. Eine von der Polizei ins Spiel gebrachte Ausweichkundgebung in einem Randbezirk lehnten die Teilnehmer_innen als inakzeptabel ab.

Stattdessen wurde spontan eine Kundgebung in der Kieler Innenstadt durchgeführt, wo der langjährig aktive Neonazi Henning Pless das “Heilcentrum Pless” betreibt. Dieses wurde insbesondere in den vergangenen Wochen wiederholt Ziel von antifaschistischen Protesten, die auf die Verstrickungen seines Betreibers in die Vordenkerschaft der völkischen Rechten und gebietsrevisionistische Initiativen hinwiesen. Die etwa viertelstündige Kundgebung verlief störungsfrei.

Zuvor hatten am Vormittag bereits Aktionen im Kreis Plön stattgefunden. In Nessendorf versperrten die Aktivist_innen für etwa 30 Minuten die Zufahrt zum dortigen “Eselpark” mit einer Schranke und bezogen sich auf die seit Jahren bekannte Unterstützung der NPD durch seinen Gründer Eckart August. Noch während der Kundgebung erschien der Sohn Eckart Augusts, Friedrich August, und hielt eine Ansprache an die Aktivist_innen in welcher er erklärte nun schon seit einigen Jahren der Betreiber des Eselparks zu sein, und entgegen der Historie seines Vaters selbst zu keinem Zeitpunkt Verbindungen mit rechter Politik gehabt zu haben. Eckart August, habe nach der Aussage seines Sohnes keine geschäftliche Beziehung mehr zu dem Park. Die genannten Veränderungen in der Geschäftsstruktur sowie den politischen Ansichten der Betreiber des „Eselparks Nessendorf“ sind einer Öffentlichkeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht zugänglich und somit schwer überprüfbar. So wurde Friedrich August aufgefordert eine Distanzierung von den rechten Aktivitäten seines Vaters und dem dahinter stehenden Weltbild und Organisationen, auch öffentlich nachvollziehbar zu machen. Es bleibt abzuwarten wie sich Friedrich August nun verhält, ob er bereit ist die rechte Geschichte seines Vaters aufzuarbeiten und selbst Distanz zu diesen Strukturen versichern kann.

Im Anschluss an diese, erste Station der antifaschistischen Bustour fand ein etwa halbstündiger Aufenthalt in der Ortschaft Martensrade statt, wo der Neonazi Dietmar Munier wohnhaft ist und mit “Lesen und Schenken” einen der bundesweit einflussreichsten rechten Verlage betreibt. Hier wurden eine Kundgebung durchgeführt und Flugblätter im Dorf verteilt. Nachdem bei einer anschließenden antifaschistischen Ortsbegehung auf dem Firmengelände zunächst niemand angetroffen werden konnte, zeigte sich der bei Munier beschäftigte stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Jens Lütke am Straßenrand, als die Aktivist_innen sich bereits wieder im Aufbruch befanden und veranschaulichte damit den braunen Anstrich des Anwesens nochmals unverkennbar. Die Reaktionen der Anwohner_innen in Martensrade auf die Intervention war durchweg positiv und schien auf Interesse zu stoßen. Es scheint als würde ein Vorgehen gegen Muniers braunen Verlag durchaus begrüßt werden.

Die Tour ist für die Kampagne trotz der nicht-stattgefundenen Kundgebungen in Neumünster – welche es natürlich nachzuholen gilt – ein Erfolg gewesen, da wir dort, wo wir nicht in unserem Anliegen behindert wurden, Druck auf neonazistische Gewerbetreibende aufzubauen, erkenntnisreiche Eindrücke von der Situation vor Ort gewinnen und gleichsam auf die Gegenwart rechter Infrastruktur in der Region hinweisen bzw. diese in Erinnerung rufen konnten. Insbesondere in Nessendorf kann viel in Bewegung geraten, wenn unser Drängen auf eine ehrliche Auseinandersetzung mit den rechten Verbindungen des „Eselparks“ als unerlässlich angenommen wird anstatt weiterhin auf den vermeintlich schützenden Mantel des Schweigens zu vertrauen. Daran werden wir auch zukünftig anknüpfen!

Die Kampagne “An die Substanz – rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben” startete bereits im August. Verschiedene antifaschistische Initiativen rufen in diesem Zusammenhang dazu auf, rechte Rückzugsräume und Geschäftswelten aus der Deckung zu holen und anzugehen. Neben gemeinsamen öffentlichen Aktionen können sich alle Antifaschist_innen, die sich als Teil der Kampagne begreifen wollen, mit ihren eigenen Inhalten und Aktionsformen einbringen.

Über den Polizeieinsatz erschien ein Artikel im Holsteiner Courier.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder des Tages:

Kundgebung vor dem “Eselpark Nessendorf”
Kundgebung vor dem “Eselpark Nessendorf”
Kundgebung im Ortskern von Martensrade
Antifaschistische Ortsbegehung in Martensrade
Die Verlagsgebäude von Dietmar Muniers Verlagsgruppe
Antifaschistische Grundstücksbegutachtung
Kundgebung vor dem “Heilcentrum Pless”
Kundgebung vor dem “Heilcentrum Pless”